Gesundheit heute

Selbsthilfe – keine Unterabteilung der Alternativmedizin

Selbsthilfe wird oft mit Wickeln und Hausmitteln gleichgesetzt. Kein Wunder, dass die Selbsthilfe oft als Unterabteilung der „alternativen“ Verfahren gesehen wird.

Das allerdings ist ein gründliches Missverständnis. Denn obwohl Selbsthilfe die Eigenversorgung mit Hausmitteln und Selbstmedikation einschließt, stellt sie ein weitaus umfassenderes Konzept dar: Medizinische Selbsthilfe passiert überall dort, wo wir durch eigene Initiative für unsere Gesundung und Gesunderhaltung sorgen. So gesehen stehen im Zentrum der Selbsthilfe nicht nur die Hausmittel, sondern genauso Bewältigungs- und Lebensstrategien. Das hat einer der Vordenker der Selbsthilfe, Pfarrer Kneipp, schon vor 150 Jahren erkannt: Seine Empfehlungen zu den Anwendungen von Güssen, Bädern und Wickeln bettete er in ein Konzept der umfassenden, alltäglichen Gesundheitsvorsorge.

Die Selbsthilfe ist die Grundlage vieler erfolgreicher Therapien und wird heute auch zunehmend von der Schulmedizin genutzt – z. B. im Rahmen der Selbstkontrolle bei chronischen Erkrankungen oder bei der Bewegungstherapie. Viele Ärzte sind der Meinung, dass die modernen schulmedizinischen Therapien letzten Endes nur dann erfolgreich sein können, wenn sie vom Patienten als „Eigentum“ betrachtet (internalisiert) werden, d. h. aus eigener Motivation im Alltag umgesetzt werden.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster

Zurück

Aktuelle Beiträge zum Thema

  • Mittel gegen Bettnässen
    Was macht Desmopressin?

    Nächtliches Einnässen ist bei Kleinkindern normal – kann bei älteren Kindern aber die Familie belasten. Wie wirkt das Medikament Desmopressin?

    Scham als Folge

    Nächtliches,…

    mehr

  • So pflegt man das Stimmband
    Stimme in Not

    Wer im Alltag viel und womöglich oft auch laut sprechen muss, dem drohen Stimmprobleme wie Heiserkeit oder Stimmversagen. Mit der richtigen Stimmbandpflege lässt sich dagegen…

    mehr

  • Durch KI das Koloskopieren verlernt
    Verschlechterte Diagnostik

    Künstliche Intelligenz hat auch ihre Nachteile: Wenn Ärzt*innen sich bei der Diagnostik zu sehr darauf verlassen, verlernen sie schnell, selbst verdächtige Befunde zu erkennen. In…

    mehr

  • Was nutzt die Gürtelrose-Impfung?
    Guter Schutz bestätigt

    Wer als Kind Windpocken hatte, der erkrankt später möglicherweise ein zweites Mal – dann an einer oft sehr schmerzhaften Gürtelrose. Eine Impfung soll zumindest ältere Menschen…

    mehr

  • Antibiotika korrekt einnehmen
    7 Tipps für den richtigen Umgang

    Multiresistente Keime sind derzeit in aller Munde. Bei diesen Erregern wirken die meisten Antibiotika nicht mehr. Expert*innen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände…

    mehr

  • Ketamin als Stimmungsaufheller?
    Kein Langzeiteffekt

    Depressionen sind manchmal schwer zu behandeln. Große Hoffnungen wurden auf die Infusion von Ketamin gesetzt. Nun zeigt sich aber, dass diese Behandlung wahrscheinlich keinen…

    mehr