Gesundheit heute

Schlafbedarf

Schlafbedarf
Die tägliche Schlafzeit und das Verhältnis der Schlafphasen ändert sich im Laufe des Lebens. Die Dauer des Tiefschlafs geht dabei stärker zurück als die Dauer des Leichtschlafs.
Copyright: www.salevent.de, Michael Amarotico, München

Auf die Frage nach der persönlichen Schlafdauer (Schlafbedarf) erhält man von Mensch zu Mensch unterschiedliche Antworten. Der eine braucht angeblich mindestens zehn Stunden Schlaf, während der andere mit vier Stunden pro Nacht auszukommen scheint. Studien im Schlaflabor zeigen, dass besonders Menschen, die nach eigener Ansicht extrem wenig Schlaf brauchen, sich sehr oft täuschen.

Im Schnitt schlafen erwachsene Deutsche sieben Stunden und acht Minuten lang; dies entspricht der Schlafdauer in den Nachbarländern. Schlafforscher gehen davon aus, dass sich die Schlafdauer in den letzten Jahrhunderten kaum verändert hat.

Umfassende statistische Untersuchungen haben ergeben, dass auf Dauer sowohl sehr kurzer als auch sehr langer Schlaf mit gesundheitlichen Nachteilen verbunden ist. So ist die Sterblichkeit von Menschen, die regelmäßig über zehn Stunden schlafen, ebenso deutlich erhöht wie die von solchen, die weniger als vier Stunden schlafen. Auch hat sich gezeigt, dass Frauen, die viel schlafen, weniger zu Übergewicht neigen, als solche, die wenig und unruhig schlafen. Diese Untersuchungen sind aber nicht geeignet, um für den Einzelnen das gesundheitlich optimale Maß festzulegen. Denn wie viel Schlaf wir brauchen, hängt von der Schlafqualität und von genetischen Faktoren ab. Der Erholungswert des Schlafs ist auch stimmungsabhängig: Geht es uns psychisch gut, brauchen wir weniger Schlaf als in Phasen einer depressiven Verstimmung.

Das Schlafbedürfnis ist aber nicht nur individuell verschieden, sondern schwankt auch zwischen den Kulturen. So schlafen etwa Säuglinge bei den Kipsigis, einer ethnischen Gruppe in Afrika, im Schnitt zwei Stunden weniger pro Tag als US-amerikanische, und diese wiederum schlafen zwei Stunden weniger als holländische Babys.

Auch während der verschiedenen Lebensphasen unterscheidet sich das Schlafbedürfnis von Mensch zu Mensch erheblich, wobei innerhalb der verschiedenen Altersgruppen wiederum große Unterschiede bestehen können.

Der Schlafbedarf bei Kindern und Jugendlichen schwankt von Kind zu Kind stark. So schlafen manche Kinder im Alter von einem Monat über 13 Stunden, andere nur 6 Stunden. Kleinkinder schlafen durchnittlich etwa 10–12 Stunden, Schulkinder noch 9–11 Stunden.

Im Erwachsenenalter, zwischen 20 und 50 Jahren, liegt der Schlafbedarf bei 90 % der Menschen konstant bei etwa sechs bis neun Stunden pro Tag.

Aussagen über den Schlafbedarf im höheren Alter sind nicht einfach zu treffen. Zum einen ist bekannt, dass die Schlafdauer bei gesunden älteren Menschen durchaus auf fünf Stunden oder weniger absinken kann. Gleichzeitig ist aber bei der Mehrzahl der Älteren eine verlängerte Einschlafzeit zu beobachten, und auch die Phasen des nächtlichen Wachseins verlängern sich. Bekannt ist zudem, dass sich die Schlafdauer in den letzten Lebensjahren wieder erhöht, besonders wenn Krankheiten den Erholungswert des Schlafs schmälern.

Mit zunehmendem Alter verschieben sich auch die Schlafphasen. Die Leichtschlafphasen nehmen zu, während die Tiefschlafphasen stark abnehmen. Zudem sinkt die Aufwachschwelle gegenüber akustischen Reizen. Der ältere Mensch wacht z. B. bei Verkehrslärm oder vom Schnarchen des Partners wesentlich schneller auf. Hormonell zeigt sich eine erhöhte Kortisolkonzentration am Abend und eine verringerte Ausschüttung von Wachstumshormonen zu Beginn der Nacht. Auch der Melatoninspiegel sinkt im Alter [W02].

Von: Dr. Bernadette Andre-Wallis, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

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