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Hodenentzündung (Orchitis) und die (häufigere) Nebenhodenentzündung (Epididymitis) verursachen ähnliche Beschwerden und können auch ineinander übergehen (Epididymo-Orchitis). Die Hodenentzündung tritt ab der Pubertät und im Erwachsenenalter auf und wird durch Infektionen mit Bakterien oder Viren ausgelöst (z. B. durch das Mumps-Virus). Die meist bakteriell verursachte Nebenhodenentzündung betrifft vor allem ältere Männer mit gestörter Blasenentleerung, bei sexuell übertragenen Keimen aber auch jüngere Männer.
Sowohl die Beschwerden als auch die Therapie sind bei beiden Erkrankungen identisch, weshalb sie im Folgenden gemeinsam beschrieben werden. Wird frühzeitig mit Antibiotika und entzündungshemmenden Medikamenten behandelt, ist die Prognose in der Regel gut. Bei verschleppter Therapie oder einer Infektion mit Mumps-Viren kann eine Unfruchtbarkeit zurückbleiben.
Hinweis: Hodenschmerzen bei Kindern sind nur selten durch eine Hoden- oder Nebenhodenentzündung bedingt; insbesondere bei plötzlich auftretenden Schmerzen zumeist in den Morgenstunden besteht der Verdacht auf eine Verdrehung der Hoden (Hodentorsion), eine sofortige operative Klärung ist notwendig.
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Eine Entzündung des Hodens entsteht am häufigsten, wenn Krankheitserreger über das Blut in die Hoden gelangen, sei es im Rahmen einer Infektion mit Viren wie bei Mumps, Windpocken oder dem Pfeifferschen Drüsenfieber oder einer Infektion mit Bakterien wie Salmonellen. Gefürchtet ist die Hodenentzündung bei Mumps (Mumpsorchitis): Sie tritt typischerweise etwa 5 Tage nach Beginn der Erkrankung auf, betrifft aber nur Jungen bzw. Männer ab der Pubertät, jeden vierten beidseitig und jeden zehnten einseitig.
Zur Nebenhodenentzündung kommt es, wenn Bakterien aus dem Harntrakt oder der Prostata, zum Beispiel bei einer akuten Harnwegsinfektion, auf den Nebenhoden übergreifen. Bei jüngeren Männern lösen oft sexuell übertragene Keime wie Chlamydien oder Erreger der Gonorrhö (Tripper) eine Nebenhodenentzündung aus. Bei älteren Männern geht die Nebenhodenentzündung meist mit einer gestörten Blasenentleerung und der Bildung von Restharn einher, in dem sich Bakterien leicht vermehren. Häufigster Grund dafür ist die Prostatavergrößerung. In der Folge müssen die Betroffenen beim Wasserlassen einen erhöhten Druck aufbringen, wodurch die im Urin enthaltenen Bakterien über den Samenleiter in die Nebenhoden "gepresst" werden.
Kapseln sich die Erreger ab, kommt es zu einer Abszessbildung. Bei Übertritt von Keimen in die Blutbahn droht die Urosepsis. Breitet sich die Infektion weiter im Hodensack aus, entsteht in einigen Fällen eine Fournier-Gangrän, also eine lebensbedrohliche Entzündung von Genital und Dammbereich, bei der das Absterben von Gewebe droht.
Zunächst tastet der Arzt Hoden und Nebenhoden ab und untersucht sie anschließend per Ultraschall, um drohende Komplikationen, wie die Abszessbildung, frühzeitig auszuschließen. Auch testet er den Mittelstrahlurin auf Bakterien, um eine begleitende oder ursächliche Harnwegsinfektion auszuschließen.
Zusätzlich bestimmt der Arzt Entzündungswerte im Blut wie z. B. CRP. Bei Verdacht auf eine Mumps-Orchitis lässt er serologische Tests auf Mumps-Viren und Antikörper durchführen.
Differenzialdiagnosen. Bei starken Hodenschmerzen muss der Arzt vor allem die Hodentorsion ausschließen. Eine schmerzlose Größenzunahme des Hodensacks findet sich dagegen bei der Hydrozele testis, der Varikozele und beim Hodenkrebs.
Gegen eine bakterielle Entzündung helfen Antibiotika, entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR) dämpfen gleichzeitig die oft erheblichen Schmerzen und wirken abschwellend. Bei jungen Männern mit starker Entzündung verordnen die Ärzte oft Kortison, um einer Unfruchtbarkeit durch entzündlich-vernarbenden Verschluss der beiden Nebenhodengänge vorzubeugen.
Zusätzlich werden Bettruhe, Hochlagerung des Hodens und Kühlung empfohlen. Bei sehr starken Schmerzen spritzt der Arzt ein örtliches Betäubungsmittel in die Umgebung des Samenstrangs. Bei schlechtem Allgemeinzustand und mangelnder Versorgung zu Hause wird der Erkrankte stationär eingewiesen, denn in der Klinik ist die Gabe von Antibiotika per Infusion und eine intensivere Überwachung möglich.
Liegt eine virusbedingte Hodenentzündung, z. B. durch Mumps oder Windpocken vor, gelten dieselben Ratschläge, nur Antibiotika helfen dann nicht. Ob stattdessen Virostatika eingenommen werden sollten, wird unterschiedlich beurteilt. Die Gabe von Interferon, einer Substanz mit Wirkung auf das Immunsystem, hat in mehreren Studien keinen eindeutigen Vorteil gezeigt.
Bildet sich im Verlauf der Entzündung ein Abszess, muss operiert werden. Im schlimmsten Fall wird der Hoden entfernt (Orchiektomie).
Bei erheblicher Restharnmenge in der Blase (Restharnbestimmung) legt der Arzt dem Patienten unter örtlicher Betäubung einen suprapubischen Katheter durch die Bauchdecke in die Blase, um den Abfluss des Urins wiederherzustellen. Dies betrifft meist nur ältere Patienten.
Verlaufskontrolle. Wichtig ist, dass der Urologe Hoden und Nebenhoden in regelmäßigen Intervallen abtastet und per Ultraschall beurteilt, um eine Abszessbildung rechtzeitig zu erkennen. Zeichen für einen unkomplizierten Verlauf der Entzündung ist ein rascher Rückgang von Temperatur, Schwellung und Schmerzen.
Nach den meisten Hodenentzündungen kommt es für einige Monate zu einer vorübergehend eingeschränkten Spermienbildung. Wenn die Hodenzellen geschädigt sind – was 2–3 % der Betroffenen einer Mumpsorchitis betrifft –, werden jedoch dauerhaft zu wenige oder zu langsame Spermien gebildet, sodass Unfruchtbarkeit die Folge ist. Gleiches gilt für die Nebenhodenentzündung. Unzureichend behandelt, droht oft eine chronische Nebenhodenentzündung, manchmal auch ein Verschluss der Samenwege, was den Ausstoß der Spermien verhindert.
Eine Mumpsorchitis wird durch die rechtzeitige Impfung mit dem Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln im Kindesalter sicher vermieden.
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