Gesundheit heute

Vorzeitige Wehen

Vorzeitige Wehen: Regelmäßige Wehen (Kontraktionen) vor Ende der 37. Schwangerschaftswoche mit Gefahr einer Frühgeburt oder Totgeburt.

Leitbeschwerden

  • Plötzlich auftretende Wehen mit einer Dauer von ~ 30 Sekunden
  • Vermehrter Ausfluss aus der Scheide
  • Blutung aus der Scheide.

Wann zum Arzt

In den nächsten Stunden, wenn vor der 26. Schwangerschaftswoche mehr als zwei, bis zur 29. Woche mehr als drei, bis zur 33. Woche mehr als vier oder bis zur 37. Woche mehr als fünf Wehen pro Stunde vorkommen.

Sofort in die Frauenklinik, wenn starke, regelmäßige Wehen auftreten, es dabei aus der Scheide blutet oder Fruchtwasser abgeht.

>

Die Erkrankung

Im Prinzip sind vorzeitige Wehen zu frühe Geburtswehen – allerdings dauern sie typischerweise weniger lang als zum „richtigen“ Entbindungstermin einsetzende Wehen. Sie werden durch verschiedene Faktoren ausgelöst: Dazu gehört alles, was die Spannung der Gebärmutterwand erhöht, beispielsweise Mehrlingsschwangerschaften oder zu viel Fruchtwasser. Aber auch Scheiden-, Blasen- oder Nierenbeckeninfektionen, Präeklampsie, Infektionen von Mutterkuchen und Fruchtblase und eine Schwäche des Muttermunds, Zervix-Insuffizienz, führen häufig zu vorzeitigen Wehen.

Wenn Risikofaktoren bekannt sind, kann der Ultraschall des Gebärmutterhalses Hinweise auf drohende vorzeitige Wehen geben. Oft verkürzt sich der Gebärmutterhals auf unter 3 cm, und der innere Muttermund öffnet sich bereits, bevor die vorzeitigen Wehen einsetzen. Gerade bei Mehrlingsschwangerschaften kann mit einem Ultraschall das Frühgeburtsrisiko erkannt werden.

Das macht der Arzt

Nach Ultraschall des Kindes und einer Kardiotokografie misst der Arzt mit einem Scheidenultraschall die Länge des Gebärmutterhalses. Außerdem tastet der Arzt den Gebärmutterhals vorsichtig ab, um seine Beschaffenheit zu prüfen. Normalerweise ist er bis kurz vor der Geburt fest, und der Muttermund geschlossen. Ist der Gebärmutterhals hingegen weich und der Muttermund nicht fest geschlossen, spricht dies für vorzeitige Wehen. Der Arzt macht außerdem einen Abstrich vom Muttermund, um unter dem Mikroskop eine mögliche Infektion erkennen zu können. Aus demselben Grund werden Blut- und Urinwerte bestimmt.

Oberstes Therapieziel ist, die vorzeitige Geburt zu verhindern oder, wenn dies nicht mehr möglich ist, wenigstens einige Tage Zeit zu gewinnen, um die Geburtsreife des Kindes durch Medikamente zu beschleunigen. Ist das Kind noch unreif (vor der 33. Schwangerschaftswoche), ist ein Aufenthalt in der Klinik sinnvoll.

Auch wehenhemmende Medikamente verzögern das Einsetzen der Geburt.  Öffnet sich der innere Muttermund bereits, helfen Infusionen mit Fenoterol (Partusisten®). Meist wird zudem Magnesium gegeben, das ebenfalls die Wehentätigkeit hemmt. Wehenhemmer in Tablettenform sind wegen ihrer geringen Effektivität heute nicht mehr üblich.

Selbsthilfe und Vorsorge

In bestimmten Fällen ist es notwendig, dass die Schwangere bis zum berechneten Geburtstermin Bettruhe hält. In jedem Fall sollten größere körperliche Anstrengungen strikt vermieden werden (auch im Urlaub). Auch wenn das in einer Familie schwer durchzuhalten ist, kann dies für eine erfolgreich ausgetragene Schwangerschaft entscheidend sein. Darüberhinaus sollten große körperliche Anstrengungen, z. B. der Umzug in eine neue Wohnung, vermieden werden.

Außerdem ist bei vorzeitigen Wehen vaginaler Geschlechtsverkehr tabu, denn durch die mechanische Reizung, aber auch durch Prostaglandine im Sperma werden die Wehen verstärkt.

Komplementärmedizin

Homöopathie. Ob homöopathische und naturheilkundliche Mittel zur Behandlung vorzeitiger Wehen erfolgreich eingesetzt werden können, ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Gerade durch die Anwendung homöopathischer Mittel kann es zu einer Verstärkung der Wehen kommen, was sicherlich nicht beabsichtigt ist! Wenn, dann sollten derartige Mittel nur in Absprache mit Hebamme, Homöopath oder Arzt angewendet werden.

Phytotherapie. Die Pflanzenheilkunde empfiehlt entspannende Tees aus Melissenblättern, Johanniskraut und Baldrianwurzel, zum Teil mit dem Zusatz von Thymian als Krampflöser.

Die Keimzumpe (Bryophyllum), als Tropfen eingenommen, gilt als wichtiges pflanzliches Medikament zur Wehenhemmung.

Nicht wissenschaftlich bewiesen, aber zur Wehenhemmung von der Erfahrungsheilkunde geschätzt, sind ein entspannendes Vollbad (mit Mandelöl, Lavendel-, Majoran- und Rosenholzöl) und das stark hopfenhaltige Weißbier. Da Letzteres Alkohol enthält, empfehlen wir, dieses nur gegen Ende der Schwangerschaft und maximal einen halben Liter pro Tag zu trinken.

Von: Dr. med. Katja Flieger, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).

Zurück

Aktuelle Beiträge zum Thema

  • Crohn und Colitis bedrohen Knochen
    Knochendichte früh verringert

    Patient*innen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen müssen gut auf ihre Knochen aufpassen. Sie haben oft schon zu Beginn der Erkrankung eine erniedrigte Knochendichte.

    Darme…

    mehr

  • Masern auf dem Vormarsch
    Impfen tut Not!

    Masern sind hochansteckend und gefährlich. Und in Europa wieder auf dem Vormarsch. Als Ursache dafür sehen Expert*innen den Rückgang der Impfraten.

    Schwere Komplikationen möglich

    mehr

  • Wie gut helfen Laktase-Tabletten?
    Unterstützung bei Laktose-Intoleranz

    Der vollständige Verzicht auf Milchprodukte ist für Laktose-Intolerante oft gar nicht so einfach. Gerade bei Einladungen oder im Restaurant ist die milchfreie Diät schwer…

    mehr

  • Zahnerosionen vermeiden
    Wie Limonade Zahnschmelz zerstört

    Als härteste Substanz des Körpers schützt Zahnschmelz unsere Zähne vor äußeren Einflüssen. Auf seinen Schutz sollte man besonderen Wert legen: Denn ist er einmal zerstört, kann er…

    mehr

  • Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt
    Schmerzhafte Wucherung

    Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden)…

    mehr

  • Resistente Stärke zum Abnehmen?
    Weniger Aufnahme von Fett

    Kohlenhydrate machen dick – oder doch nicht? Eine kleine Studie liefert Hinweise darauf, dass eine bestimmte Form von Kohlenhydraten sogar beim Abnehmen helfen könnte: resistente…

    mehr