Gesundheit heute

Ist mein Säugling krank?

Wenn ein Kind nicht zu früh geboren ist oder unter einer angeborenen Krankheit leidet, sind Säuglinge im Vergleich zu Klein- und Kindergartenkindern selten krank. Das liegt vor allem daran, dass sie im Mutterleib von ihrer Mutter Abwehrstoffe (Antikörper) übertragen bekommen, die sie etwa 6–9 Monate lang vor vielen Infektionen schützen (so genannter Nestschutz).

Gestillte Kinder bekommen mit der Muttermilch zusätzliche Antikörper und erkranken deshalb seltener als nicht gestillte Kinder. Das gilt nicht nur für Erkältungskrankheiten, Durchfall oder Mittelohrentzündungen, sondern auch für schwer verlaufende Infektionen wie Lungen- oder Hirnhautentzündungen.

Leitbeschwerden

Wenn Säuglinge krank werden, reagieren sie häufig anders als Kleinkinder. Klare Krankheitszeichen, z. B. hohes Fieber oder Husten, sind oft nicht zu erkennen. Im Vordergrund stehen vielmehr oft diffuse Beschwerden: Der Säugling ist einfach „anders als sonst“, schläft viel, aber unruhig, weint oft oder verhält sich lustlos oder sogar apathisch. Oder er sieht einfach „schlecht“ aus. Oft ist das Trinken der erste Hinweis, dass dem Säugling etwas fehlt. Trinkt er bei mehr als einer Mahlzeit schlecht oder gar nicht, so stimmt etwas nicht.

Auch Säuglinge bekommen bei Infektionen gelegentlich Fieber. Gerade in den ersten Monaten kann dies aber selbst bei schwereren Infektionen nur gering ausgeprägt sein oder manchmal sogar ganz fehlen. Bei Säuglingen unter sechs Monaten gilt deshalb schon eine Körpertemperatur über 38,0 °C als Fieber. Um sicher zu sein, dass nichts Schlimmes dahintersteht, sollte es immer vom Kinderarzt abgeklärt werden.

Wann zum Arzt:

Heute noch, wenn

  • Ihr Säugling mehr als nur leichtes Fieber hat: Unter 6 Monaten schon ab 38,0 °C (im Po gemessen), beim älteren Säugling ab 38,5 °C.
  • Sein Verhalten Ihnen „nicht geheuer“ ist
  • Ihr Baby Krankheitszeichen hat, die Sie sich nicht erklären können, z. B. einen Ausschlag oder entzündete Augen

Sofort, wenn Ihr Säugling mehr als eine Mahlzeit verschläft oder apathisch wirkt.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).

Zurück

Aktuelle Beiträge zum Thema

  • Kopfschmerz-Typen besser erkennen
    Migräne, Spannung oder Hirnblutung?

    Mehr als ein Drittel der erwachsenen Deutschen leidet mindestens einmal im Monat unter Kopfschmerzen. Doch häufig wissen Patient*innen nicht, welcher Kopfschmerz-Typ sie eigentlich…

    mehr

  • Wie teuer ist die Menstruation
    Zusatzbelastung für Frauen

    Zwischen 10 000 und 17 000 Tampons oder Binden verbraucht eine Frau in ihrem Leben. Die Periode ist also nicht nur lästig, sondern auch ein echter Kostenfaktor.

    7000 Euro für die…

    mehr

  • OP hilft bei schwerem Bluthochdruck
    Wenn Medikamente nicht reichen

    Was tun, wenn ein hoher Blutdruck partout nicht in den Griff zu bekommen ist? Eine Option ist die Durchtrennung der Nierennerven. Dieser kleine Eingriff hilft bei vielen…

    mehr

  • So schluckt das Baby seine Arznei
    Spritze statt Löffel

    Der Geschmack ist oft übel, die Dosierung knifflig — Kleinkindern und Babys Medikamente zu verabreichen, ist gar nicht so einfach. Folgende Tipps machen es Kindern und Eltern…

    mehr

  • Gekreuzt: Pollen und Nahrungsmittelallergien
    Zum Verwechseln ähnlich

    Wen es während der Birkenblüte in der Nase juckt, der reagiert häufig auch auf Nüsse und Äpfel allergisch. Solche allergischen Kreuzreaktionen sind keine Seltenheit. Was bedeutet…

    mehr

  • Superfood Hülsenfrüchte
    Das steckt in Linsen, Bohnen, Erbsen & Co.

    Wer Nahrungsmittel mit „Superkräften“ sucht, muss nicht unbedingt zu Chia-Samen, Quinoa oder anderen Import-Nahrungsmitteln greifen. Richtig viele gesunde Inhaltsstoffe haben auch…

    mehr