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Stumpfes Bauchtrauma: Verletzung des Bauchraums durch stumpfe Gewalt, oft verursacht durch Autolenkräder oder Fahrradlenker. Leichte Verletzungen sind häufig und heilen meistens ohne Behandlung. Bei stärkerer Gewalteinwirkung entstehen eventuell Milzrisse, Leberrisse (Leberrupturen) oder Bauchspeicheldrüsenrisse (Pankreasrupturen), die meist zu lebensbedrohlichen inneren Blutungen führen und deshalb eine rasche Operation erfordern. Verletzungen von Magen, Darm, Blase und Nieren werden ebenfalls operiert, da ohne Therapie eine gefährliche Bauchfellentzündung und/oder Blutvergiftung drohen.
Am gleichen Tag nach
Sofort mit der Notärzt*in ins Krankenhaus bei
Die Bauchverletzte sollte immer liegen. Eine Rolle aus Decken oder Kleidung unter den Knien und eine Kopfunterlage entspannen die Bauchdecke und reduzieren auf diese Weise den Schmerz.
Hinweis: Der elterliche Reflex, Kinder bei Bauchschmerzen aller Art mit einer Wärmeflasche zu versorgen, ist bei einem stumpfen Bauchtrauma fehl am Platz. Wärme fördert nämlich die Durchblutung und verstärkt damit einen eventuellen Blutverlust.
Der Begriff "stumpfes Bauchtrauma" deckt ein weites Spektrum von Verletzungen ab: vom harmlosen Bluterguss in der Bauchwandmuskulatur bis zum Milzriss und Leberriss mit akut lebensbedrohlichen Blutungen. Gefährlich sind auch Verletzungen von Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse, Nieren und Harnwegen; sie führen durch Austritt von Darminhalt oder Urin in den Bauchraum oft innerhalb mehrerer Tage bis Wochen zu Blutvergiftungen oder Bauchfellentzündungen. Viele lebensbedrohliche Folgen innerhalb des Bauchraums gehören zum Krankheitsbild des akuten Abdomens.
Da selbst scheinbar harmlose Unfälle gelegentlich zu gefährlichen Verletzungen der Bauchorgane führen, ist es wichtig, nach stumpfer Gewalt gegen den Bauch auch bei geringfügigen Beschwerden frühzeitig eine Ärzt*in aufzusuchen – im Zweifelsfall lieber zu häufig als zu selten.
Häufige Unfälle, die zu einem stumpfen Bauchtrauma mit der Gefahr eines Milz- oder Leberrisses führen, sind
Die erste Aufgabe der Ärzt*in besteht darin, möglichst rasch gefährliche von unbedenklichen Situationen zu unterscheiden. Zu diesem Zweck misst sie Blutdruck und Puls, tastet und hört Bauch und Brust ab.
Typische körperliche Zeichen des stumpfen Bauchtraumas sind:
Die Ultraschalluntersuchung zeigt Blutungen sowie Milz- und Leberverletzungen; Röntgen- oder CT-Aufnahmen von Bauch und Brustkorb geben einen Hinweis auf schwere Magen- und Darmverletzungen. Durch mehrfache Blutuntersuchungen lässt sich ein (eventuell zunehmender) Blutverlust erfassen, für eine dann erforderliche Bluttransfusion wird frühzeitig die Blutgruppe ermittelt.
Früher wurde, um eine Blutung auszuschließen, eine Bauchhöhlenspülung (Peritoneallavage) mithilfe eines dünnen Schlauchs (Katheter) durchgeführt, den die Ärzt*in über einen kleinen Schnitt in die Bauchhöhle einführte. Dieser diagnostische Eingriff erübrigt sich heute durch die moderne, hochauflösende bildgebende Diagnostik.
Bei einer leichten Blutung oder einem Bluterguss in Leber und Milz ist Abwarten möglich, solange Blutdruck und Puls stabil sind. Die Betroffenen bleiben auf der Intensivstation und werden regelmäßig daraufhin untersucht, ob die Blutung von selbst zum Stillstand kommt.
Eine starke Blutung erfordert dagegen eine sofortige Operation, bei der jede Minute zählt. Auch ein Loch in Magen oder Darm macht eine rasche Operation notwendig, allerdings mit etwas geringerem Zeitdruck.
Bei schweren Verletzungen der Milz ist es gelegentlich erforderlich, das gesamte Organ zu entfernen, wenn die – meist lebensbedrohliche – Blutung anders nicht zu stillen ist. Aus dem gleichen Grund ist die Chirurg*in manchmal gezwungen, Teile der Leber zu entfernen.
Die Prognose hängt beim stumpfen Bauchtrauma vom Ausmaß der Verletzungen ab. Gelingt es rechtzeitig, Blutungen zu stillen und die Folgen des Blutverlusts für den gesamten Organismus zu beherrschen, heilen leichte Verletzungen meist ohne bleibende Folgen. Die Chance, schwere Bauchverletzungen ohne bleibenden Schaden zu überstehen, ist am höchsten, wenn die Operation innerhalb der ersten acht Stunden erfolgt.
Der Verlust der Milz führt zu einer gewissen Abwehrschwäche, deren Folgen sich jedoch durch verschiedene Impfungen, besonders gegen Pneumokokken, weitgehend auffangen lassen. Ansonsten hat die Entfernung der Milz oder eines Teils der Leber in der Regel keine einschneidenden Folgen für das spätere Leben.
Impfungen. Menschen ohne Milz müssen sich gut gegen Infektionen schützen. Ganz besonders empfohlen werden Impfungen gegen Pneumokokken, Hämophilus B und Meningokokken.
Notfallpass. Für Menschen ohne Milz wurde ein Notfallpass entwickelt, der unter asplenie-net.org angefordert werden kann. Er erinnert an die notwendigen Impfungen und hat Platz zum Eintragen der Impftermine.
Infektionen vermeiden. Für Menschen ohne Milz ist Hygiene besonders wichtig, um sich nicht mit Infektionserregern anzustecken. Dazu gehören regelmäßiges Händewaschen und das Vermeiden enger Kontakte mit akut Erkrankten. Das Risiko für Infektionen ist nicht nur kurz nach der Milzentfernung, sondern jahrelang erhöht. Einige Patient*innen erleiden noch Jahre nach ihrer Milzentfernung schwere Infektionen mit möglicherweise tödlichem Ausgang (overwhelming post-splenectomy infections oder kurz OPSI).
Bei Fieber zur Ärzt*in. Menschen ohne Milz sollten bei Infektionen mit Fieber oder nach einem Tierbiss vorsichtshalber ihre Ärzt*in aufsuchen.
Antibiotikaprophylaxe. Wenn absehbare Gefahren drohen, z. B. bei einer Zahnsanierung, sind vorsorglich Antibiotika einzunehmen.
Thromboseschutz. Weil vor allem in den ersten Wochen nach Entfernen der Milz Thrombosen drohen, erhält die Patient*in vorbeugend Blutverdünner wie Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin®). Daneben ist es sinnvoll, lange Autofahrten und Flüge zu vermeiden und gegebenenfalls Kompressionsstrümpfe zu tragen. Langfristig ist es wichtig, die Thrombozyten regelmäßig kontrollieren zu lassen und bei erhöhten Werten diese mit Blutverdünnern zu senken.
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