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Aspergersyndrom im Erwachsenenalter: Autismus-Spektrum-Störung, die einhergeht mit Problemen in der sozialen Interaktion, Kommunikation und Empathiefähigkeit. Da die Symptome milder sind als etwa beim frühkindlichen Autismus, bleibt die Erkrankung manchmal bis ins Erwachsenenalter unerkannt. Betroffene fallen dann zum Beispiel auf, weil sie – trotz normaler oder manchmal sogar überdurchschnittlicher Intelligenz – mit erheblichen Schwierigkeiten im Beruf und sozialen Umfeld zu kämpfen haben. Die Ursache ist unklar, genetische Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen. Nicht selten leiden die Betroffenen gleichzeitig auch unter Depressionen, ADHS, Angst- oder Zwangsstörungen.
Ist eine Behandlung erforderlich, stehen psychotherapeutische Verfahren im Vordergrund, die die sozialen Fähigkeiten trainieren. Bei begleitenden psychischen Erkrankungen kommen auch Medikamente wie Antidepressiva oder Stimulanzien zum Einsatz. Eine Asperger-Erkrankung ist nicht heilbar, viele Betroffene lernen aber, mit ihren Einschränkungen besser umzugehen.
Demnächst, wenn
Das Aspergersyndrom ist nach heutigem Wissensstand eine Erkrankung von Gehirn und Nervensystem und lässt sich nicht, wie früher angenommen, auf eine Vernachlässigung in der Kindheit oder andere gestörte Familienstrukturen zurückführen. Stattdessen liegen den Beschwerden angeborene Auffälligkeiten in der Struktur, Entwicklung, Funktion oder Organisation des Gehirns zugrunde. Betroffen sind dabei vor allem Teile des Großhirns und des limbischen Systems, auch die Botenstoffe im Nervensystem scheinen eine Rolle zu spielen.
Vor allem drei Bereiche sind bei Erwachsenen mit Aspergersyndrom nur wenig ausgebildet:
Menschen mit Asperger fallen im Alltag oft auf, weil sie mit ihrem ungewöhnlichen Sozialverhalten anecken. Halten erwachsene Patient*innen Rückschau auf Kindheit und Jugend, haben sie oft schon damals eine Außenseiterrolle eingenommen und wurden vielleicht sogar gehänselt. Trotz normaler oder überdurchschnittlichen Schulleistungen finden viele Betroffene nur schwer einen Job, der ihren Begabungen entspricht, z. B. weil sie im Bewerbungsgespräch "komisch" wirken oder sich nicht in die sozialen Gepflogenheiten im Betrieb einfinden. Asperger-Erkrankte kommen zum Beispiel schwer mit Planänderungen zurecht – ein abgesagter Termin kann dann potenziell zu einer heftigen Reaktion führen. Trotzdem: Manche Betroffene sind gerade wegen ihrer Inselbegabungen extrem erfolgreich im Beruf, z. B. als Programmierer.
Schwerwiegend sind auch die Einschränkungen im sozialen Bereich: Partnerschaft oder ein stabiler Freundeskreis sind für viele nicht realisierbar – weswegen sich die Betroffenen oft einsam fühlen oder sogar depressiv werden.
Als Ursachen werden eine Reihe von Faktoren diskutiert. Wahrscheinlich ist eine genetische Komponente (vermutlich Veränderungen auf den Chromosomen 1,3, und 13). Das erklärt die Beobachtung, dass Geschwister von autistischen Kindern ein etwa 5%iges Risiko haben, selbst autistisch zu sein. Auch eine Frühgeburt oder Geburtskomplikationen sind vielleicht für die Erkrankung verantwortlich, ebenso wie Infektionen in der Schwangerschaft.
Menschen mit einem Aspergersyndrom leiden häufig zusätzlich an anderen psychischen Erkrankungen. Dazu gehört die Depression, die vermutlich auch deswegen entsteht, weil die Betroffenen privat und im Berufsleben nur schwer zurechtkommen. Außerdem treten Zwangsstörungen und Tics auf, zum Teil auch ein ADHS oder ein ADS. Manche Betroffene entwickeln auch psychotische Episoden mit Wahnideen.
Für die Diagnose eines Aspergersyndroms bei Erwachsenen ist die Expertise einer Fachärzt*in für Psychiatrie und Psychotherapie erforderlich. Denn wird die Krankheit erst so spät entdeckt, sind die Symptome oft verhältnismäßig mild oder die Betroffenen kommen im Alltag erstaunlich gut zurecht. Erste Anhaltspunkte geben der Psychiater*in oft die Schilderung der Beschwerden, also zum Beispiel die Probleme im sozialen Umfeld oder Beruf.
Auch im Gespräch mit der Patient*in fallen oft Besonderheiten auf. Blickkontakt wird vermieden, häufig ist die Mimik starr. Während die Sprachmelodie monoton anmutet, ist der Sprachstil ausgefeilt und detailorientiert. Lächeln und humorvolle Bemerkungen der Untersucher*in werden vom Asperger-Erkrankten oft nicht erkannt und nicht erwidert.
Speziell für das Erkennen eines Aspersyndroms im Erwachsenenalter wurde das Adult Asperger Assessment (AAA) eingeführt. Dazu gehören folgende Untersuchungen:
Differenzialdiagnosen. Abgegrenzt werden müssen andere psychische Erkrankungen wie Schizophrenie und schizoide Persönlichkeitsstörung, die Borderlinestörung aber auch Zwangsstörungen und ADHS ohne autistische Komponente.
Nicht jede Patient*in mit einem Aspergersyndrom benötigt eine Behandlung. Bei leichter Ausprägung der Beschwerden kommen viele Betroffene auf ihre Art und Weise mit dem Leben gut zurecht. Behandlungsbedürftig wird die Erkrankung, wenn die Lebensqualität leidet oder wenn sich begleitend Depressionen, ADHS oder Zwänge entwickeln. Dann empfiehlt sich ein multimodales Konzept aus Psychotherapie und, wenn erforderlich, medikamentöser Behandlung der Begleiterkrankung (z. B. Antidepressiva, atypische Neuroleptika oder Stimulanzien). Medikamente zur spezifischen Behandlung des Aspergersyndroms gibt es nicht.
Die psychotherapeutischen Konzepte richten sich nach denen des Aspergersyndroms in der Kindheit (Autismus-Spektrum-Störungen). Vor allem die Verhaltenstherapie wird eingesetzt. Verschiedene Modelle fördern dabei die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten. Besonderes Augenmerk wird auf das Bearbeiten und Üben problematischer Situationen anhand konkreter, lebensnaher Beispiele gelegt. Ist das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigt, empfehlen Expert*innen auch tiefenpsychologische Therapieverfahren.
Der Verlauf des Aspergersyndroms ist im Erwachsenenalter sehr variabel. Manche Patient*innen erleben eine Verbesserung ihrer Beschwerden, bei anderen bleiben die sozialen Defizite lebenslang bestehen. Liegt eine ausgeprägte Inselbegabung vor, gelingt es manchmal, beruflich gut Fuß zu fassen, z. B. im Bereich der Informatik oder Mathematik.
Bei Verdacht testen. Wenn Sie den Verdacht haben, an einem Aspergersyndrom zu leiden, können Sie im Internet zunächst einen Online-Test machen. Ist dieser auffällig, ist es Zeit, die Hausärzt*in aufzusuchen. Diese wird sicher noch eine Reihe von Fragen stellen und bei begründetem Verdacht die Überweisung zu einer Fachärzt*in veranlassen.
Selbsthilfegruppen. Selbsthilfegruppen können Betroffenen und Angehörigen Unterstützung und einen intensiven Informationsaustausch bieten. Auf der Webseite des Selbsthilfenetzwerks Autismus findet sich eine Übersichtskarte mit Selbsthilfegruppen und Tipps, wie man eine solche gründet.
Hilfe im Arbeitsleben. Es gibt eine Reihe von Coaching- oder Unterstützungsangeboten für Menschen mit Aspergersyndrom und deren Arbeitgeber*innen. Um teilzunehmen, ist allerdings eine klare Diagnose und die Feststellung einer Schwerbehinderung erforderlich. Erst dann können die Angebote beim Reha-Kostenträger beantragt werden. Mehr Informationen dazu gibt es in der Broschüre "Menschen mit Autismus im Arbeitsleben – Informationen und Handlungsempfehlungen" vom LVR-Integrationsamt sowie auf deren Webseite.
Weiterführende Informationen
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