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Gehirntumoren (Hirntumoren): Gut- oder bösartige Geschwülste ("Wucherungen"), die ihren Ausgangspunkt im Hirngewebe haben oder Absiedelungen von Krebsgeschwüren außerhalb des Gehirns sind (Gehirnmetastasen). Erste Beschwerden sind meist diffuse Kopfschmerzen oder Krampfanfälle, je nach Lokalisation treten auch Wesensveränderungen oder neurologische Ausfälle wie Lähmungen auf. Gehirntumoren sind selten, durch ihre Lage im Gehirn aber meist lebensbedrohlich. Betroffen sind alle Altersgruppen, ältere Erwachsene erkranken häufiger als jüngere.
Wichtigste Behandlungsoption bei Gehirntumoren ist die Operation, d. h. die komplette Entfernung des Tumors. Ist dies nicht möglich, kommen die Strahlen- oder die Chemotherapie zum Einsatz. Die Prognose hängt davon ab, um welchen Typ Gehirntumor es sich handelt. Meningeome haben mit einer 10-Jahres-Überlebensrate von 95 % eine gute, Medulloblastome dagegen eine weitaus schlechtere Prognose.
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Es lassen sich zwei große Gruppen unterscheiden:
Bei Tumoren außerhalb von Gehirn und Rückenmark ist die Unterscheidung klar: Gutartige Tumoren wachsen grundsätzlich verdrängend und schädigen in der Regel kein umliegendes Gewebe. Nicht so bei Gehirntumoren: Sitzt nämlich ein gutartiger Tumor an einer strategisch wichtigen Stelle (oft im Hirnstamm), so kann er, auch wenn er "nur" verdrängend wächst, lebenswichtige Strukturen durch Druck so schädigen, dass sie ihre Funktion nicht mehr erfüllen können.
Auch aus einem anderen Grund nehmen Gehirntumoren eine Sonderstellung ein: Durch den knöchernen Schädel ist der Raum für das Gehirn begrenzt, ein Puffervolumen ist kaum vorhanden. Ein wachsender Tumor lässt daher den Druck im Schädelinneren rasch ansteigen und schädigt dadurch das Gehirn. Deshalb können auch gutartige Gehirntumoren lebensbedrohlich sein.
Erstsymptom bei Hirntumoren ist häufig der diffuse Kopfschmerz. Weil die Beschwerden davon abhängen, wo genau der Tumor sitzt, sind eine Vielzahl weiterer Symptome möglich. Beeinträchtigt der Tumor z. B. die Stelle im Großhirn, von der aus die Bewegungen der rechten Hand gesteuert werden, so sind Lähmungen oder ein zerebraler Anfall mit Zuckungen der rechten Hand wahrscheinlich. Sitzt der Tumor im Frontallappen des Großhirns, verursacht er manchmal Wesensveränderungen oder Gedächtnisschwäche. Gehirntumoren steigern, wie schon erwähnt, nicht selten den Hirndruck; die Folgen sind morgendliche Kopfschmerzen, schwallartiges Erbrechen und Sehstörungen.
Meist nehmen die Beschwerden bei Gehirntumoren langsam über Wochen und Monate zu. Manchmal aber blutet das brüchige Tumorgewebe und führt ganz plötzlich zu den Symptomen eines Schlaganfalls.
Bei Verdacht auf einen Gehirntumor ist die wichtigste diagnostische Maßnahme der Kernspin. Ist der Hirndruck normal (der Patient hat weder Kopfschmerzen noch Übelkeit und Erbrechen), entnimmt der Arzt mithilfe einer Lumbalpunktion Liquor (Hirnwasser) und untersucht diesen, um eine Entzündung auszuschließen und möglicherweise Tumorzellen für eine Untersuchung zu gewinnen. Blutuntersuchungen sind nur in bestimmten Fällen nützlich, etwa bei Verdacht auf hormonproduzierende Tumoren.
Um das weitere Vorgehen zu planen, ist eine Gewebeuntersuchung des Tumors nötig. Die hierzu erforderliche Gewebeprobe wird im Rahmen einer ohnehin notwendigen Operation oder durch eine separate Biopsie (Gewebeentnahme) entnommen. Diese Gewebeprobe ist zudem Grundlage für die Therapie und Prognose (siehe unten).
Handelt es sich bei dem Gehirntumor um eine oder mehrere Metastase(n) eines bösartigen Tumors außerhalb des Gehirns, steht die Suche nach dem Primärtumor an. Besonders häufig findet man Gehirnmetastasen bei bösartigen Tumoren der Lunge, der Brust, der Haut oder der Niere.
Differenzialdiagnosen. Kopfschmerzen, Krämpfe, Hirndruckzeichen und Lähmungen sind auch Beschwerden einer Reihe anderer Gehirnerkrankungen. Wichtige Differenzialdiagnosen sind Epilepsie, Schlaganfall, Enzephalitis, Gehirnblutung und Subduralhämatom.
Schwerpunkte der Behandlung sind Operation, Strahlentherapie und – etwas seltener eingesetzt – die Chemotherapie. Oft kombinieren die Ärzte diese Verfahren auch miteinander, um die Wirksamkeit zu verstärken. Die zusätzliche Behandlung nennt man dann eine adjuvante (begleitende) Therapie. Wird diese Therapie vor einer anderen Maßnahme durchgeführt, heißt dies neoadjuvant (z. B. eine neoadjuvante Bestrahlung vor Operation zur Verkleinerung der Tumormasse).
Operation. Primäre Gehirntumoren werden, wenn möglich, operativ entfernt oder zumindest verkleinert. Modernste Verfahren der Neuronavigation ermöglichen es, den Weg der Operationsinstrumente bereits vor der Operation mithilfe z. B. von Kernspin oder CT zu planen, während der Operation "nachzufahren" und die Position der Instrumente auf dem Bild einzublenden. An einigen Zentren können sogar während der Operation Kernspins angefertigt werden. Dadurch soll eine weitestmögliche Schonung funktionell wichtiger Gehirngebiete bei gleichzeitig größtmöglicher Tumorentfernung erreicht werden. Auch bei einzelnen Metastasen versuchen die Neurochirurgen je nach Lage, diese operativ zu entfernen. Bei fast allen bösartigen Tumoren schließt sich an die Operation eine Bestrahlung oder Chemotherapie oder auch eine Kombinationstherapie aus beidem an.
Strahlentherapie. Sitzt der Tumor so ungünstig, dass eine Operation zu schweren Funktionseinbußen führen würde, hat er sich ausgebreitet oder bestehen mehrere Metastasen, empfehlen die Ärzte die Strahlenbehandlung. Es stehen heute vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung, von der Ganzhirnbestrahlung über die sehr präzise Radiochirurgie mit dem Gamma-Knife bis zum Einbringen kleinster "strahlender" Teilchen, die nur ihre unmittelbare Umgebung bestrahlen. Die Wirksamkeit dieser modernen Verfahren erreicht in einigen Bereichen die der Chirurgie.
Chemotherapie. Je nach Lokalisation des Tumors und seiner Bösartigkeit setzen die Ärzte auch Chemotherapeutika ein, entweder allein oder in Kombination mit einer Bestrahlung (adjuvant oder neoadjuvant). Dabei bekommt der Patient die Wirkstoffe intravenös oder oral als Kapsel verabreicht. Um den Gehirntumor erreichen zu können, müssen die Wirkstoffe die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Dies können jedoch nur wenige Chemotherapeutika wie etwa Temozolomid, welches beim Glioblastom verwendet wird (z. B. Temodal®), Etoposid zur Behandlung des Germinoms (z. B. Vepesid®) oder auch Cisplatin und Carbiplatin.
Begleitmaßnahmen. Zusätzlich bekämpfen die Ärzte besonders belastende Beschwerden: Kopfschmerzen bei Gehirntumoren sprechen gut auf hoch dosiertes Kortison an, das die Umgebung des Tumors abschwellen lässt und dadurch den Hirndruck senkt. Zerebrale Krampfanfälle behandeln die Ärzte mit Antiepileptika. Bei einem Verschluss der liquorableitenden Wege (der Kanäle, in denen die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit abfließt), kann eine Operation zur Liquorableitung notwendig sein.
Bleiben nach der Behandlung Ausfälle zurück, nimmt die Rehabilitation oft Monate in Anspruch, häufig ist ein Aufenthalt in einer spezialisierten Reha-Klinik erforderlich.
Anhand der Untersuchungsergebnisse des Tumorgewebes wird dem Gehirntumor einer von 4 Schweregraden zugewiesen (WHO-Einteilung). Neben dem Alter des Patienten, der Größe des Tumors und eventuellen Begleiterkrankungen bestimmt dieser Schweregrad die Prognose entscheidend mit. Eine 10-Jahres-Überlebensrate von > 95 % haben beispielsweise Grad-I-Tumoren wie das Akustikusneurinom und das Meningeom. Die schlechteste Prognose haben Grad-IV-Gehirntumoren wie das Medulloblastom mit einer 10-Jahres-Überlebensrate von 40 bis 60 %.
Kopfschmerzen sind in den meisten Fällen harmlos und weit verbreitet, selten stecken ernsthafte Erkrankungen und nur im schlimmsten Fall ein Gehirntumor dahinter. Leiden Sie jedoch immer wieder unter Kopfschmerzen, werden diese stärker und verschwinden nie so ganz, ist der Gang zum Arzt angesagt.
Das Gleiche gilt für Wesensveränderungen: Fallen Ihnen bei sich selbst oder bei einem Ihrer Familienmitglieder deutliche Wesensveränderungen wie z. B. eine ungewöhnliche, vermehrte Reizbarkeit auf, sollten Sie hellhörig werden und Ihren Hausarzt ansprechen.
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