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Unspezifische Wirkungen sind keine Scheinwirkungen und auch nicht „nur Placebo-Effekte“. Im Gegenteil: Sie stimulieren die Selbstheilungskräfte und können so einen entscheidenden Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen. Dem liegen verschiedene Mechanismen zugrunde:
Eine manchmal unterschätzte, unspezifische Wirkung ist auch das: Jede Therapie braucht Zeit – und diese Zeit wird auch von der Natur genutzt. Viele Krankheiten werden nun einmal von selbst besser – von Prellungen über Rückenschmerzen bis hin zu Erkältungskrankheiten.
Deshalb formulierte der Dichter Voltaire einmal eine Spitze gegen die damalige Schulmedizin, als deren edelste Aufgabe er es ansah, den Patienten abzulenken, damit die Zeit ihr Werk in Ruhe vollbringen kann.
Ein Beispiel: Als die zweite Flasche Hustensaft zu Ende war, war der Husten der kleinen Mareike noch kein bisschen besser. Anstatt zum Kinderarzt, bringt Frau W. ihr Kind diesmal zum Heilpraktiker. „Keine Frage“, sagt der nach einer gründlichen Untersuchung, „hier kann eine Konstitutionsbehandlung helfen. Ich schlage eine Darmsanierung vor.“ Die verordneten Tröpfchen werden eingenommen, nach zwei Wochen ist der Husten weg. Hat nun die „Darmsanierung“ geholfen oder wurde Frau W. lediglich im Sinne Voltaires „abgelenkt“?
Dass Naturheilverfahren wirken, ist unbestreitbar. Millionen von Patienten haben durch Naturheilverfahren Besserung erfahren. Und die Zufriedenheit mit Naturheilverfahren ist bei den Nutzern generell hoch – meist um einiges höher als in der Schulmedizin. Und was die Naturheilkunde auch für sich in Anspruch nehmen kann: Sie wirkt manchmal auch dort, wo die Schulmedizin nicht (mehr) helfen kann – so konnte die Akupunktur manchen Migränepatienten helfen, die in der Schulmedizin erfolglos behandelt wurden. Wenn Kritiker der Naturheilkunde also behaupten, die „sanften“ Verfahren seien ansprechend und sympathisch, wirkten aber nicht, so stimmt das ganz offensichtlich nicht.
Allerdings: Dass die Wirkung spezifisch ist, ist bisher nur für die wenigsten Naturheilverfahren belegt. Die Phytotherapie gehört zu den wenigen Methoden, die die spezifische Wirksamkeit einzelner Heilstoffe durch wissenschaftliche Studien belegen kann. Bei vielen anderen Verfahren verlief die Suche nach einer spezifischen Wirkung dagegen bisher eher enttäuschend: So ist das in Deutschland am häufigsten angewandte Naturheilverfahren, die Homöopathie, bisher nicht durch systematische Arzneimittelprüfungen im Sinn der evidenzbasierten Medizin untermauert, und auch die Akupunktur kann nicht uneingeschränkt als spezifisch wirksam gelten.
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