Gesundheit heute

Zahnunfälle

Zahnunfall (Zahnverletzung, akutes Zahntrauma): Mechanische Beschädigung von Zähnen.

Meistens passiert es Kindern beim Spielen oder Sport: Ein Sturz oder Sprung, und plötzlich fehlt ein Zahn. Zähne sind zwar die härtesten Teile des menschlichen Körpers, gegen Stöße und Schläge sind sie trotz allem empfindlich. Je nach einwirkender Kraft kann ein Zahn bei einem Zahnunfall nur gelockert, abgebrochen oder ganz herausgebrochen sein. Auch ein Eindrücken in den Kiefer ist möglich. Eine rechtzeitige Behandlung rettet die meisten verletzten Zähne.

Ein gelockerter Zahn (extrudierter Zahn) ist für einige Tage leicht bis mäßig beweglich, schmerzt und stirbt schlimmstenfalls ab. Ist der Schlag zu fest, wird der Zahn aus seinem Knochenfach herausgeschlagen und es kommt zum Zahnverlust oder zum Abbrechen des Zahns (Zahnfraktur). Je nach Schlagrichtung und -stärke wird ein Zahn möglicherweise auch in sein Knochenfach hineingedrückt, manchmal sogar so weit, dass er kaum noch aus dem Zahnfleisch herausguckt. Man spricht in diesem Fall von einem eingedrückten Zahn (intrudierten Zahn).

Wann zum Arzt

Heute noch, wenn Zähne durch eine Verletzung gelockert wurden

Sofort, wenn Zähne ab- oder herausgebrochen sind.

Erste Hilfe

Heben Sie den verlorenen Zahn bzw. das Bruchstück sofort auf und bringen Sie ihn bzw. es in einer speziellen Zahnrettungsbox (in Schwimmbädern oft vorhanden), ersatzweise geht auch kalte Milch oder der eigene Speichel. Gibt es gar nichts zum Einlegen, stecken Sie den Zahn in die Backentasche und versuchen Sie, ihn nicht zu verschlucken.

Gehen Sie dann so schnell wie möglich zu einem Zahnarzt, zum zahnärztlichen Notdienst oder in die chirurgische Ambulanz eines Krankenhauses – denn jede Minute, die der Zahn früher wieder in den Knochen eingesetzt wird, erhöht seine Chancen zu überleben. Nach 3–4 Stunden ist jeder Rettungsversuch sinnlos.

Zusätzlich sollten Sie die verletzte Stelle ruhig stellen und kühlen.

Berühren Sie den Zahn möglichst wenig und reinigen Sie ihn nicht selbst! Sowohl eine mechanische Reinigung (z. B. Abreiben mit einem Tuch) als auch normales Wasser beschädigen die Zahnwurzelhaut und wenn diese kaputt ist, kann der Zahn nicht mehr eingepflanzt werden.

Das macht der Arzt

Ein gelockerter Zahn wird in der Regel mit einer Zahnschienung ruhig gestellt. Der Zahnarzt verbindet ihn mit einer Kunststoffmasse bzw. mit Drähten provisorisch mit seinen Nachbarzähnen, sodass ein fester Block entsteht. Nach 2 Wochen kann die Schiene vorsichtig wieder entfernt werden. Vor der Behandlung, nach der Entfernung der Schiene und noch einmal nach 6 Wochen prüft der Zahnarzt die Vitalität des Zahns.

Einen herausgebrochenen Zahn reinigt der Zahnarzt (Bitte niemals selbst versuchen!), bevor er an ihm – außerhalb des Mundes – eine Wurzelbehandlung vornimmt und die Wurzelspitze kürzt. Dann setzt er den Zahn wieder in das Knochenfach ein (Replantation) und schient ihn für 6 Wochen. In dieser Zeit wächst der Zahn wieder fest an.

Abgebrochene Zahnstücke lassen sich mit etwas Glück wieder anfügen; der Zahnarzt klebt sie mit Dentinklebern (eine spezielle Art Komposit) auf die Bruchstelle zurück. Wenn Ankleben nicht möglich ist, modelliert er den fehlenden Teil mit einer Füllung oder Krone nach.

Einen eingedrückten Zahn löst der Zahnarzt, falls er im Knochenfach verkantet ist, und zieht ihn über 1–3 Wochen langsam mit einer an einer Zahnschienung befestigten Metallfeder auf die Länge der anderen Zähne zurück. Anschließend bleibt der Zahn geschient, bis er wieder festgewachsen ist.

Eingedrückte Milchzähne stellen sich im Normalfall von selbst wieder ein, können jedoch den darunterliegenden Keim des bleibenden Zahnes geschädigt haben.

Sondertext: Wenn der Zahn gezogen werden muss …

Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen, Thilo Machotta, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Zurück

Aktuelle Beiträge zum Thema

  • Gut vor Mücken und Sonne schützen!
    Schwanger im Sommer?

    Schwangere müssen im Sommer oder bei Urlaubsreisen in die Sonne besonders aufpassen. Denn sie sind nicht nur besonders anfällig für Sonnenbrände. Auch gegen Stechmücken sollten sie…

    mehr

  • Wie sinnvoll ist der IgG_Test?
    Bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeit

    Teure IgG-Tests behaupten, versteckte Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten aufzuspüren. Der Verzicht auf diese Nahrungsmittel soll dann zahlreiche Symptome lindern. Doch ist an dem…

    mehr

  • Wetterfühlige Knochen gibt’s nicht
    Mythos entkräftet

    Bei feuchtem Wetter wird das Rheuma schlimmer – das hat schon die Großmutter gewusst. Und auch heutzutage klagen darüber viele Menschen, die an Erkrankungen von Knochen, Muskeln…

    mehr

  • 7 Tipps fürs sichere Grillen
    Kinder besonders gefährdet

    Sobald die ersten Sonnenstrahlen Garten, Terrasse oder Balkon wärmen, geht es für Viele mit dem Grillvergnügen los. Doch der Freizeitspaß kann gefährlich werden- vor allem für…

    mehr

  • Hormoncremes: Gefahr für Kinder und Haustiere
    Achtung beim Kuscheln

    Einfach auftragen und fertig: Mit Hormoncremes lassen sich Wechseljahresbeschwerden, Harninkontinenz oder sogar ein angeborener Hormonmangel leicht behandeln. Doch Vorsicht: Das…

    mehr

  • Kopfschmerz-Typen besser erkennen
    Migräne, Spannung oder Hirnblutung?

    Mehr als ein Drittel der erwachsenen Deutschen leidet mindestens einmal im Monat unter Kopfschmerzen. Doch häufig wissen Patient*innen nicht, welcher Kopfschmerz-Typ sie eigentlich…

    mehr