Gesundheit heute

Naturheilverfahren in den Medien

Die Drehständer vor den Buchhandlungen und Apotheken sind mit Büchern über Naturheilverfahren gut gefüllt, und auch im Internet wimmelt es von Informationsangeboten. Viele Bücher greifen allerdings nur die neueste Modewelle auf, und die Informationen im Internet sollen vor allem Appetit machen auf eines: ein bestimmtes Produkt zu kaufen, einen bestimmten Therapeuten zu wählen oder ein bestimmtes Verfahren anzuwenden. Dieses Muster ist im Bereich der Diäten seit Jahrzehnten bekannt, hat sich aber seit den Publikumserfolgen von Schüßlersalzen, Apfelessig und Eigenurin auch bei den Naturheilverfahren etabliert.

Da hilft nur eines: Wenn Sie von angeblichen Wunderwirkungen lesen, prüfen Sie vor allem: Wer betreibt die Seite? Wer verbirgt sich hinter dem „Institut“ oder dem angegebenen „Beraterteam“? Was ist der Zweck der Seite? Soll informiert, geworben oder etwas verkauft werden?

Öffentliche Aufklärung. Leider stecken die Bemühungen der öffentlichen Hand zur Aufklärung im Bereich Naturheilverfahren noch in den Kinderschuhen. Wer sich heute über den Forschungsstand zu einzelnen Verfahren informieren will, findet die besten Informationen noch immer auf englischsprachigen Internetseiten (Infobox). Der Grund liegt darin, dass in den USA und in Großbritannien schon seit vielen Jahren erhebliche öffentliche Mittel in die Erforschung und Bewertung von Naturheilverfahren investiert werden. So ist insbesondere das mit einem Jahresbudget von über 100 Millionen Dollar ausgestattete National Center for Complementary and Alternative Medicine (NCCAM) am US-amerikanischen National Institute of Health das weltweit führende Institut zur Bewertung und Patientenberatung im Bereich der Naturheilverfahren. Für Patienten mit Englischkenntnissen lohnt sich ein Besuch immer.

Das NCCAM hat zudem an einem Internetportal mitgewirkt, das den Zugriff auf Forschungsergebnisse auch für Laien erleichtert, und das nicht nur von Ärzte sondern auch von Patienten genutzt werden kann (Infobox).

Im deutschsprachigen Raum hat sich unter anderen die Stiftung Warentest der Bewertung von Naturheilverfahren verschrieben. Das in Buchform veröffentlichte Resultat (Infobox) wird zwar regelmäßig von den Verfechtern der „durchgefallenen“ Verfahren wegen mangelnder Transparenz und teilweise nicht plausibler Schlussfolgerungen heftig kritisiert, ist aber dennoch der methodisch bisher brauchbarste Beitrag zu diesem Thema.

Weiterlesen:

  • Wissenschaftliche Prüfung von Naturheilverfahren
  • Natürlich heilen, aber wie?

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).

Zurück

Aktuelle Beiträge zum Thema

  • Mittel gegen Bettnässen
    Was macht Desmopressin?

    Nächtliches Einnässen ist bei Kleinkindern normal – kann bei älteren Kindern aber die Familie belasten. Wie wirkt das Medikament Desmopressin?

    Scham als Folge

    Nächtliches,…

    mehr

  • So pflegt man das Stimmband
    Stimme in Not

    Wer im Alltag viel und womöglich oft auch laut sprechen muss, dem drohen Stimmprobleme wie Heiserkeit oder Stimmversagen. Mit der richtigen Stimmbandpflege lässt sich dagegen…

    mehr

  • Durch KI das Koloskopieren verlernt
    Verschlechterte Diagnostik

    Künstliche Intelligenz hat auch ihre Nachteile: Wenn Ärzt*innen sich bei der Diagnostik zu sehr darauf verlassen, verlernen sie schnell, selbst verdächtige Befunde zu erkennen. In…

    mehr

  • Was nutzt die Gürtelrose-Impfung?
    Guter Schutz bestätigt

    Wer als Kind Windpocken hatte, der erkrankt später möglicherweise ein zweites Mal – dann an einer oft sehr schmerzhaften Gürtelrose. Eine Impfung soll zumindest ältere Menschen…

    mehr

  • Antibiotika korrekt einnehmen
    7 Tipps für den richtigen Umgang

    Multiresistente Keime sind derzeit in aller Munde. Bei diesen Erregern wirken die meisten Antibiotika nicht mehr. Expert*innen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände…

    mehr

  • Ketamin als Stimmungsaufheller?
    Kein Langzeiteffekt

    Depressionen sind manchmal schwer zu behandeln. Große Hoffnungen wurden auf die Infusion von Ketamin gesetzt. Nun zeigt sich aber, dass diese Behandlung wahrscheinlich keinen…

    mehr