Gesundheit heute

Die Selbstuntersuchung der Brust

Ab einem Alter von 20 Jahren sollte jede Frau einmal monatlich ihre Brüste untersuchen. Veränderungen wie Knoten oder Entzündungen können so meist frühzeitig entdeckt werden. Der beste Zeitpunkt für die Selbstuntersuchung der Brust ist kurz nach der Menstruation. Dann ist das Brustgewebe etwas lockerer als sonst und lässt sich besser beurteilen. Vor der Menstruation dagegen sind die Brüste häufig druckempfindlich und durch Wassereinlagerung gespannt, sodass Knoten manchmal vorgetäuscht oder maskiert werden.

Die Untersuchungsschritte im Einzelnen

Betrachten Sie zuerst vor einem Spiegel Ihre Brüste mit hinter dem Kopf verschränkten Armen (1. Foto) nach den folgenden Kriterien:

  • Gibt es Abweichungen bzw. Unterschiede zwischen den Brüsten?
  • Haben sich Warzenhöfe und Brustwarzen verändert?
  • Ist die Haut an irgendeiner Stelle eingezogen, vorgewölbt oder entzündet?
  • Kommt es auch ohne Druck zu Absonderungen aus der Brustwarze?

Nehmen Sie die Arme dann wieder herunter und heben Sie sie erneut über die Seite nach oben (2. Foto). Dabei beobachten Sie, ob es Regionen gibt, die die Bewegung nicht mitmachen. Die anschließende Tastuntersuchung erfolgt am besten systematisch im Stehen (3. und 4. Foto) und im Liegen (5. und 6. Foto). Drücken Sie dann die Brustwarzen zusammen und prüfen, ob aus der Brustwarze Sekret austritt. Ist es klar oder milchig, ist es harmlos, ist es jedoch blutig oder unangenehm riechend, sollten Sie Ihren Frauenarzt aufsuchen. Zum Schluss tasten Sie die Achselhöhlen auf vergrößerte Lymphknoten ab.

Die Kritik an der Tastuntersuchung

Obwohl die Selbstuntersuchung seit Jahrzehnten propagiert wird, ist sie neuerdings umstritten: Statistische Untersuchungen ergaben, dass die Selbstuntersuchung die Brustkrebssterblichkeit nicht verändert. Im Gegenteil, durch viele unnötige diagnostische Eingriffe drohen zusätzlich medizinische Risiken [N02].

Dies hat die Mehrzahl der Frauenärzte überrascht – sie verweisen darauf, dass die Daten für diese Untersuchungen vor allem von Frauen außerhalb Mitteleuropas gewonnen wurden. Sie empfehlen deshalb weiterhin die Selbstuntersuchung der Brust. Dieser Empfehlung schließen wir uns an: Es ist sinnvoll, ein differenziertes Gefühl für die Beschaffenheit der Brüste zu bekommen. Dann ist es möglich, auch nicht schmerzhafte Veränderungen zu bemerken und darauf zu reagieren. Trotzdem kann die Selbstuntersuchung das wichtigste Instrument zur Brustkrebsfrüherkennung nicht ersetzen: In der Mammografie zeigt sich ein bösartiger Tumor lange bevor er getastet werden kann.

Aber nicht nur die Selbstuntersuchung, auch die ärztliche Tastuntersuchung der Brust bekommt in wissenschaftlichen Studien keine guten Noten: Ärzte tun sich schwer, krankhafte Veränderungen von lange bestehenden harmlosen Knoten der Brust zu unterscheiden. Sie finden zwar viele Knoten, aber oft sind es solche, die schon lange bestehen und gutartig sind. „Überdiagnosen“, also falsch positive Befunde, sind deshalb die häufige Folge. So wundert es nicht, dass derzeit 75 % aller Tumoren durch die Patientin entdeckt werden und nur 25 % durch Ärzte und mithilfe der Mammografie.

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Zurück

Aktuelle Beiträge zum Thema

  • ADHS bei Erwachsenen
    Nur eine Modediagnose?

    Immer mehr junge Erwachsene glauben, an ADHS zu leiden. Stimmt das, oder ist die Erkrankung nur eine Modediagnose? Und wie sieht es mit den verordneten Stimulanzien aus – besteht…

    mehr

  • Schwaches Herz? Auf Eisen achten!
    Verstärkte Herzinsuffizienz

    Bei Menschen mit einer Herzinsuffizienz ist es wichtig, auf die Eisenwert im Blut zu achten. Denn ein Eisenmangel kann die Herzschwäche verstärken und sollte deshalb behoben…

    mehr

  • Grünlippmuscheln bei Rheuma & Co.?
    Fehlender Wirknachweis

    Sie ist angeblich ein 6000 Jahre altes Gesundheitsgeheimnis der neuseeländischen Maori: Die Grünlippmuschel. So sollen die die Muschelextrakte gegen entzündliche Gelenkerkrankungen…

    mehr

  • Erste Hilfe für steife Nacken
    Dehnen - aber richtig

    Ob durch Zugluft oder falsches Liegen: Ein steifer Nacken ist höchst unangenehm. Hier gibt es Tipps, was bei akuten Beschwerden hilft.

    Nackensteife: Objektiv nicht…

    mehr

  • Wut durchs Display
    Was machen Tablets mit Kleinkindern?

    Displays üben auf kleine Kinder eine geradezu magische Anziehung aus. Und auch Eltern sind im stressigen Alltag oft froh, sich mit Hilfe von Tablets und Handys eine kurze…

    mehr

  • Formula-Diät senkt Blutzucker
    Nicht nur gegen Speck gut

    Formula-Diäten helfen Übergewichtigen beim Abspecken. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes kann der flüssige Mahlzeitenersatz bei strukturierter Anwendung noch mehr: nämlich den…

    mehr