Gesundheit heute

Unspezifische bakterielle Scheideninfektion

Unspezifische bakterielle Scheideninfektion
Unspezifische bakterielle Scheideninfektionen bieten dem Arzt wenig Anhaltspunkte für die korrekte Diagnose. Im abgebildeten Beispiel einer 34-jährigen Patientin sind lediglich Rötungen an den Schamlippen zu erkennen
Copyright: Familie Dres. med. Claudia und Arne Schäffler, Augsburg

Unspezifische bakterielle Scheideninfektion (bakterielle Vaginose, Aminkolpitis, Gardnerella-Vaginose, unspezifische Kolpitis): Häufige Infektion und Entzündung der Scheide durch eine Kombination verschiedener Bakterien (Mischinfektion), meist Folge eines ungünstigen Scheidenmilieus, aber auch durch Geschlechtsverkehr übertragbar. Hiervon abzugrenzen sind die spezifischen bakteriellen Infektionen von Scheide, Gebärmutterhals und Harnröhre, bei denen jeweils ein Bakterium für das Krankheitsgeschehen verantwortlich ist. Hierzu zählen vor allem die genitale Chlamydieninfektion und Gonorrhö.

Symptome und Leitbeschwerden

Bei der Hälfte der betroffenen Frauen treten keine Symptome auf. Nachfolgende Beschwerden deuten auf eine Infektion hin:

  • Missempfinden und verstärktes Nässegefühl in der Scheide
  • Dünnflüssiger, grauer, unangenehm fischartig riechender Ausfluss, dessen Geruch sich nach Geschlechtsverkehr (wegen des alkalischen Prostatasekrets) oder bei Vermischung mit Regelblut verstärkt
  • Erhöhter pH-Wert der Scheidenflora (pH-Skala-Messstreifen gibt es in der Apotheke)
  • Juckreiz und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • fischartig riechender Ausfluss auftritt, auch wenn sonst keine Beschwerden bestehen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Der Keim Gardnerella vaginalis wurde früher als Haemophilus vaginalis bezeichnet und kommt bei etwa 40 % aller Frauen in der Scheide vor. Eine Infektion verursacht er nur, wenn gleichzeitig anaerobe (ohne Luft vermehrungsfähige) Bakterien in hoher Anzahl vorliegen. Die Erreger produzieren ammoniakhaltige Amine, die die Scheidenwand reizen und den fischartigen Geruch des Ausflusses verursachen. Juckreiz und Rötung des Scheideneingangs treten nur selten auf, häufig werden überhaupt keine Symptome bemerkt. Da die Keime an den inneren Geschlechtsorganen wie Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcken schwere Infektionen auslösen sowie eine bestehende Schwangerschaft gefährden können, ist eine Behandlung unbedingt notwendig, wenn ein fischartig riechender Ausfluss bemerkt wird. Rückfälle sind allerdings häufig.

Risikofaktoren

  • Chronischer Stress
  • Übertriebene oder falsche Intimpflege in Form von Vaginalduschen oder häufigen Sitzbädern
  • Rauchen
  • Sexuelle Beziehung zu Frauen
  • Medizinische Eingriffe wie ein Schwangerschaftsabbruch oder das Einlegen und Tragen einer Spirale oder Pessars.

Komplikationen

Eine unspezifische bakterielle Scheideninfektion erhöht das Erkrankungsrisiko für verschiedenste gynäkologische Entzündungen:

  • Entzündung der Schleimhaut des Gebärmutterhalses (Zervizitis)
  • Entzündung des äußeren weiblichen Genitalbereiches und des Scheideneinganges (Vulvitis)
  • Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis)
  • Eileiterentzündung (Salpingitis)
  • Eiterherde an Eierstock oder Eileiter (Tuboovarialabszess)
  • Entzündung der Bartholin-Drüsen (Bartholinitis).

Bei Schwangeren drohen als Folge der biochemischen Interaktion zwischen Fötus und Gebärmutter:

  • Infektion der Embryonalhülle (Amnionitis)
  • Vorzeitige Wehen, vorzeitiger Fruchtblasensprung und Frühgeburt
  • Niedriges Geburtsgewicht des Kindes

Nach der Entbindung drohen aufgrund der Scheideninfektion:

  • Beim Dammschnitt: Entzündungen und verzögerte Heilung der Dammschnittwunde
  • Beim Kaiserschnitt: Bauchdeckenabszess
  • Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis).

Diagnosesicherung

Sind die Beschwerden nicht eindeutig, lässt sich der charakteristische Fischgeruch verstärken, indem der Arzt eine kleine Menge Kalilauge auf den Ausfluss träufelt. Die mikroskopische Untersuchung des Sekrets zeigt die für die Infektion typischen Zellen (Schlüsselzellen). Der Arzt legt gleichzeitig eine Kultur an, um weitere Begleitinfektionen auszuschließen oder zu diagnostizieren.

Die Diagnose der bakteriellen Vaginose gilt als gesichert, wenn mindestens 3 der folgenden 4 Befunde im Rahmen der gynäkologischen Untersuchung zutreffen:

  • Grau-weißer, homogener Ausfluss
  • pH-Wert in der Scheide über 4,5
  • Fischartiger Geruch des Fluors
  • Mikroskopischer Nachweis von Clue cells (Schlüsselzellen), das sind mit einem dichten Teppich überzogene Scheidenzellen, sodass einzelne Zellen nicht mehr erkennbar sind.

Behandlung

Dauer und Intensität der Behandlung richten sich nach der Schwere der Erkrankung und der Regenerationsfähigkeit der Scheidenflora.

Die Behandlung erfolgt hauptsächlich mit den Antibiotika Metronidazol (z. B. Clont® Vaginaltabletten) oder Clindamycin (z. B. Sobelin® Vaginalcreme). Eine lokale Behandlung ist also möglich, erfolgreicher ist jedoch die innerliche Einnahme. Die Mitbehandlung des Partners empfiehlt man heute nicht mehr, da in diesem Fall die Rückfallrate durch eine Partnerbehandlung nur kurzfristig gesenkt wird.

Prognose

Mit der entsprechenden Behandlung ist die Prognose gut.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Verwenden Sie – am besten in Absprache mit dem Arzt – Vaginalpräparate mit Milchsäure (z. B. Eubiolac Verla®), Döderlein-Bakterien (z. B. Vagiflor®) oder Vitamin C (Vagi-C®).

Komplementärmedizin

Die Homöopathie empfiehlt u. a. Kreosotum, Pulsatilla und Sepia zur Akutbehandlung, besser ist eine individuell abgestimmte ganzheitliche Therapie, die nach einer ausführlichen Anamnese die körperlichen, seelischen und geistigen Eigenschaften der Patientin (Konstitutionstherapie) berücksichtigt.

Da chronischer Stress als größter Risikofaktor für das Auftreten einer unspezifischen bakteriellen Scheideninfektion gilt, helfen Sport, Yoga und Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson, um diesen abzubauen.

rävention

  • Tragen Sie kochfeste, luftdurchlässige Baumwollwäsche.
  • Nehmen Sie zur Intimhygiene nur Wasser.
  • Die Verwendung von Kondomen bietet Schutz.
  • Auch die "Pille" bietet laut medizinischen Studien einen Schutz.

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Symptome und Leitbeschwerden“, „Die Erkrankung“, „Diagnosesicherung“, „Behandlung“, „Prognose“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz

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